Social Media mit Google+

Wer Innovation und systematischen Erfolg als Markenzeichen prägt, muss sich permanent weiterentwickeln wollen und neu erfinden können. Nachdem Google mit den Markteinführungen des Betriebssystems Android, des Google Pads und des Chrome Browsers bereits aufzeigte, dass es auch mit Windows und Apple keine Konkurrenz kennt, versucht sich das Unternehmen dieses Mal am gegenwärtigen Trend Social Media und naturbedingt damit auch an Facebook. Um das Rad abermals zu entwickeln, verwirklicht das Unternehmen die ganz eigene Version seiner inneren Werte und präsentiert der Welt Google+.

Das Projekt+ besteht aus den Komponenten Circles, Sparks, Hangout, Mobil und Huddle und vereint unter der Bezeichnung +you eine Systematik, die eine neue Qualität von Social Engineering erlauben soll. Im Mittelpunkt steht dabei der Gedanke das ganz alltägliche Miteinander teilen auf das Internet abzubilden und so ein Gefühl von Verbundenheit auf persönlicher Ebene zu schaffen. Deshalb wurde das Herz der gesamten Anwendung mit einer Kreismetapher versehen, auf der sich Freunde und Bekannte ähnlich den Nummern der Telefonwählscheibe anordnen lassen. Der Wirklichkeit entsprechend lassen sich in Circles+ mehrere dieser Kreise anlegen und in Kollegen, Verwandtschaft oder auch ganz allgemein nach dem Grad der Bekanntschaft kategorisieren. Auf diese Weise löst Google elegant das Problem von unindividuellen Chatlisten und schafft Platz für seine anderen Teilprojekte. Die Hauptkomponente für einen eigentlichen Informations- und Meinungsaustausch realisiert dabei mit +Sparks (Funken) ein interaktiver Newsfeed Reader mit der Möglichkeit den persönlichen Geschmack an das Netzwerk anzupassen. Sparks soll inspirieren und einen beliebigen Meinungsaustausch initiieren, aber auch verhindern dem Gefühl zu erliegen Teil einer unbedeutenden Massenbewegung zu sein, in der die Willkür virtueller Freunde überhandnimmt. Dafür abstrahiert Google+ seine einzelnen Social Services auf ein wirklichkeitsgetreues Niveau und ganz wie im realen Leben stellt Google der einen Projektkomponente eine weitere zur Seite, die einen Ausgleich herstellt und Benutzer nicht nur kurzweilig an +you bindet.

Dieser Idee entsprechend bietet sich mit +Hangout ein Videochatsystem an, dass sich als Vergnügungszone eben dann etabliert, wenn User eine Auszeit vom Community-Chat brauchen. Als Zentrum virtueller Treffpunkte können hier thematisierte Streams aufgerufen werden, die zum Gruppenchillen oder virtuellen Spaß von Angesicht zu Angesicht einladen, ganz im Sinne eines Pausenraums. Seine generelle Politik des Nichtaufdrängens, die eine Überflutung von Informationen und Kontakten vermeidet, setzt der Konzern dann auch abseits des Festnetzanschlusses mit den Services +Mobil und +Huddle fort und bemüht sich auch hier um soziale Harmonie sowie konsequente Vermittlung einer Identität des gemeinschaftlichen Empfindens. Zusammen verbinden beide Module die technologischen Brennpunkte Echtzeit-Internet und Cloud-Computing, gewährleisten daneben aber auch den Gedanken des mobilen Internets, der Google+ drahtlos und von unterwegs betreibt. Das +Mobil bietet dem Anwender Instant-Foto-Upload sowie die Persistierung von GPS, SMS und fotografischen Informationen in der +you Cloude, bindet zeitgleich aber auch +Huddle ein, dass seinerseits die +Circle Funktionalität mobil aufbereitet. Diesbezüglich ist für +Huddle (Haufen) die Nutzung als Chat für Benutzergruppen angedacht, um beispielsweise Terminabsprachen in Echtzeit durchzuführen oder Meinungen zu synchronisieren.

Nachdem Google 2009 mit BUZZ, wie auch etwas später mit Wave, den Aufbau eines sozialen Netzwerks wegen Erfolgslosigkeit und Mängeln am Datenschutz aufgab und einstellte, bemüht sich Google+ nun das Thema Social Media möglichst sanft zu erschließen, ohne allzu sehr auf gewohnt Revolutionäres zu verzichten. In Googles sozialem Zeitalter behält der User stets die Maus am Wählrad und kann vorerst ganz ohne Spam, Werbung als auch fragwürdigen Apps frei agieren. Derzeit läuft Google+ im Feldversuch und es werden nur schubweise Kontingente an die ausschließlich privaten Anwender herausgegeben. Der Konzern will damit frühzeitig auf User Akzeptanz reagieren und die gegenwärtige Resonanz ist dermaßen positiv, dass es so scheint, als könnte dem Konzern mit seinem Konzept der emotionalisierten Software wiedereinmal Großes gelingen.

Michael Jentsch

Michael Jentsch arbeitet seit 2006 bei der Itellium Services GmbH als Entwickler und Software Architekt. Er ist spezialisiert auf Java basierte Web-Applikationen und E-Commerce. Neben dem Beruf interessiert er sich auch für Suchmaschinenoptimierung und ist engagiert in vielen Open Source Projekten im Web Umfeld. Sie erreichen ihn per E-Mail unter [email protected].

More Posts

Weiterführende Themen:

  1. Google Profile
  2. Social-Bookmarking Php Script
  3. Social Bookmark WordPress Plugin
  4. Social Networks und Spam
  5. Google Suche – Codeauszüge