I’m sorry

Was für ein nichtssagender Titel denkt der Eine oder Andere bestimmt, aber ich muss mich hier erst mal entschuldigen, denn ich habe mit einigen SEOs einen kleinen Test durchgeführt ohne dass diese etwas davon wussten – und das kam so.

Vor ein paar Monaten (Ich glaube es war im Juni?!?!) war ich mit einem SEO im Gespräch über die Menschen, die sich als SEO bezeichnen und er hat steif und Fest behauptet, dass es in Deutschland sehr viele SEOs gibt, die Keine Ahnung von der Materie haben und trotzdem mit ihrem gefährlichen Halbwissen eigene Projekte und Kundenseiten optimieren. Und trotzt vieler Fehler und unsauberere Arbeit in einigen Fällen mäßige Erfolge verzeichnen können. Natürlich habe ich das auch schon gesehen, aber ich bin immer davon ausgegangen, dass es sich um Ausnahmen handelt und die meisten SEOs genau wissen, was sie tun. Um die Diskussion abzukürzen, habe ich dann angeboten, einen Test zu machen bei dem die SEOs beweisen konnten, was sie drauf haben.

Testaufbau

Ich habe mehrere öffentliche Artikelverzeichnisse eingerichtet. Ein Artikelverzeichnis, das auf einer guten Domain liegt. Existierende Domain, gut verlinkt, starker PageRank, echte Besucher. Ein zweites Artikelverzeichnis, das keine (mir bekannten) eingehenden Links hat, einen geringen PageRank besitzt und max. 5-10 Besucher pro Tag sich hierhin verirren. Als drittes habe ich noch ein Artikelverzeichnis eingerichtet, das auf einer total verbrannten Domain liegt. Ich habe die Domain vor einigen Jahren preiswert erworben und dann einige Zeit versucht, die Domain wieder in den Index zu bekommen. Nachdem das nicht geklappt hat, habe ich die Domain für diverse Experimente verwendet, die aber alle nicht den gewünschten Effekt gehabt habe und so findet man bis Heute keinen einzigen Treffer bei Google, wenn man nach site:verbranntedomain.tld sucht. Um welche Domains es sich hier handelt möchte ich hier nicht preisgeben, da ich niemanden vorführen möchte.

Alle drei Artikelverzeichnisse habe ich dann an den bekannten Stellen eingetragen und gehofft, dass ich im Artikelverzeichnis 1 viele, im Artikelverzeichnis 2 wenige und im Artikelverzeichnis 3 fast keine Anmeldungen/Beiträge bekomme. Das ist jetzt fast ein halbes Jahr  her und es wird Zeit für eine Auswertung der Ergebnisse.

Auswertung

Auch wenn es ursprünglich nicht so geplant war, möchte ich die Ergebnisse hier öffentlich machen, da es mich persönlich doch sehr schockiert hat und ich viele SEOs jetzt mit ganz anderen Augen sehe.

Artikelverzeichnis 1

  • Anmeldungen: 159
  • Artikel: 126

Artikelverzeichnis 2

  • Anmeldungen: 167
  • Artikel: 288

Artikelverzeichnis 3

  • Anmeldungen: 81
  • Artikel: 95

Sehr gut zu sehen ist, dass die beiden ersten Artikelverzeichnisse in etwa gleich viele Anmeldungen haben, aber im Artikelverzeichnis 2 deutlich mehr Artikel zu finden sind. Dies kommt dadurch zustande, dass ein Benutzer hier sehr aktiv war und alleine mehr als 90 Artikel eingestellt hat (Wow, sehr fleißig!). Beide Artikelverzeichnisse wurden gut angenommen, auch wenn es hier einige Anmeldungen gibt, die keinen Artikel veröffentlicht haben. (Warum das so ist habe ich nicht weiter analysiert. Evtl. lohnt es sich, später noch mal in den Logs nachzusehen, wo die jeweiligen Besucher ausgestiegen sind.)

Im Artikelverzeichnis 3 habe ich 81 Anmeldungen. Im Vergleich zu 1 und 2 sind das in etwa 50% weniger Anmeldungen, was aber noch immer viel zu viele sind. Denn das bedeutet, dass ca. 50% der Probanden sich nicht mal die Mühe gemacht haben zu prüfen, ob die Domain im Google Index vertreten ist (site:artikelverzeichnisdomain.tld). Das dauert weniger als 30 Sekunden und wenn man es nicht macht, riskiert man, den Text in einem absolut wertlosen Artikelverzeichnis zu veröffentlichen.

Ich glaube nicht, dass es viele SEOs gibt, die es sich leisten können, einen Text einfach so wegzuwerfen. Vor allem, weil es auch so schon schwierig genug ist, die Texte in brauchbaren Artikelverzeichnissen zu veröffentlichen. Leider ist auch die Anzahl der Artikel nicht wesentlich geringer. Mit 95 Artikeln entspricht das schon fast der Anzahl der Artikel aus Artikelverzeichnis 1. SCHOCK!

Das ist zu viel

Als ich diese Zahlen das erste mal gesehen habe,  wollte ich es erst mal nicht glauben. Ich habe mir die Anzahl der Artikel pro Benutzer angesehen  ich habe geprüft, welche Seiten verlinkt wurden, ich habe mir die Rankings der Domains angesehen und nichts wirklich auffälliges gefunden. Es scheint, dass auch die “Quick and Dirty SEOs” erfolgreich sind, obwohl hier bares Geld aus dem Fenster geworfen wird.

Wenn man bedenkt, dass man mit einem Text, der nur 5€ kostet bei 95 Texten immerhin schon 475€ verbrannt hat, ist es doch sinnvoll, mal kurz die Domain zu prüfen und im Falle eines Falles zum nächsten Artikelverzeichnis zu wechseln – oder?

In eigener Sache

Keine Angst. Artikelverzeichnis 1 und 2 bleiben erhalten und 3 habe ich abgeschossen. Damit sowohl die Texte als auch die Arbeitszeit die hier in das Artikelverzeichnis 3 investiert wurde nicht sinnlos gewesen sind, wird der komplette Inhalt auf eine andere Domain umziehen, die dann von mir ordentlich verlinkt wird. Ich hoffe, damit kann ich die Test-Probanden ein wenig für ihre unfreiwillige Teilnahme an dem Test entschädigen.

Checkliste für Linkquellen

Zum Schluss noch eine kleine Checkliste, die einem Linkaufbau Manager dabei helfen soll, in Zukunft weniger Streuverluste, weniger Kosten und mehr wertvolle Links zu erhalten.

1. Prüfen, ob die Domain im Google Index ist
Bei Google nach “site:artikelverzeichnis.tld” suchen. Wenn kein Treffer, dann ist es möglich, dass diese Domain verbrannt ist. Natürlich kann es sich auch um ein ganz neues AVZ handeln, aber in dem Fall kann man das Artikelverzeichnis ja in ein paar Wochen noch mal prüfen.

2. Pagerank prüfen
Sieht man ja dann in der Toolbar. Domains, die keinen PR haben, würde ich eher skeptisch betrachten. Ist zwar kein echtes Kriterium, aber ein Indiz für ein Artikelverzeichnis mit wenig oder gar keinem Trust.

3. Alexa Rank checken
Der Alexa Rank sollte bei einem bestehenden Artikelverzeichnis schon vorhanden sein. Je kleiner der Global Rank/Rank in DE, desto mehr Besucher hat die Webseite.
Zusätzlich lässt sich hier auch prüfen, ob die Domain schon ein paar eingehende Links hat.  Unter Reputation kann man sich die “Sites Linking In” anzeigen lassen.

4. sichtbarkeitsindex.de
Sehr kritisch zu bewerten ist der Sichtbarkeitsindex von Sistrix. In meinem Fall haben alle 3 Artikelverzeichnisse einen Wert von 0.00. Wenn man wirklich mal ein Artikelverzeichnis findet, dass einen Wert von 0.10 oder höher hat, sollte man es auf jeden Fall nutzen, denn ein Link lohnt sich hier auf jeden Fall.

5. opensiteexplorer.org
Im Open Site Explorer kann man sich noch mal die wichtigsten Daten wie z.B. “Inbound Links”, “Top Pages”, “Linking Domains”, “Anchor Text”, etc. anzeigen lassen. Hier kann man sich schnell einen Überblick verschaffen, wie wertvoll ein Link von der Seite sein kann. Auch wenn in der kostenlosen Version nicht alle Werte freigeschaltet sind, bekommt man hier den “Domain Authority” Wert angezeigt. Allerdings ist der Open Site Explorer sehr stark begrenzt und ich würde hier nur noch mal reinschauen, wenn alle anderen Daten noch nicht ausreichend sind, um zu entscheiden wie ich das Artikelverzeichnis bewerten soll.

Darüber hinaus gibt es noch massenweise andere Tools, die man dazu nutzen kann, den Wert eine Webseite und damit auch den Wert eines Links von dieser Webseite zu ermitteln. Welche Tools man nutzt ist auch nicht so wichtig. Hauptsache man macht sich die Mühe und nutzt sie.

Werbepause

Zum Schluss noch ein wenig Werbung in eigener Sache. Wie oben angesprochen betreibe ich die 3 nicht näher genannten Artikelverzeichnisse. Darüber hinaus betreibe ich noch eine andere Webseite, deren Ziel es ist, das Ranking der eingetragenen Webseiten deutlich zu verbessern und darüber hinaus auch noch einige hundert Besucher pro Tag hat. Hierbei handelt es sich um die Topliste unter http://top100-web.de. OK, einmal kurz sacken lassen. Ja, es ist wirklich eine Topliste wie man sie vor 10 Jahren an jeder Ecke im Netz gefunden hat. Allerdings habe ich das Konzept der Topliste an die aktuelle Situation im Internet angepasst.

Die Seite kommt irre gut an und ich kann nur jedem Webmaster raten, sich hier einzutragen. Der Link ist auf jeden Fall wertvoll und verbessert das Ranking der Seite. Für jeden, der mir nicht glaubt, hier noch mal die Werte der oben angeführten Checkliste.

1. Seiten im Index

223 Seiten sind nicht viel, aber Google kennt die Seite. Das ist gut.

2. Pagerank der Seite ist 5.

Das ist ein guter Pagerank, der den Trust der Seite wiederspiegelt.

3. Alexa Rank

Global Rank 374177 und Rank in DE 36832 bei 72 Sites linking in. Sieht auch recht gut aus.

4. Sichtbarkeitsindex.de

Der Sichtbarkeitsindex ist 0.06. Das ist ein sehr guter Wert für eine Topliste und damit kann sich die Seite sogar mit einigen der deutschen Top SEO Blogs messen (siehe hier).

5. opensiteexplorer.org

Den spare ich mir jetzt hier, da ich aktuell kein Geld für den Open Site Explorer ausgeben will. Ich habe heute schon 3 Berichte angefordert und daher sehe ich jetzt nur noch die Fehlermeldung “Open Site Explorer guest users are limited to running 3 reports per day.”.

Comments

  1. Peter says:

    Hauptsache “Links, Links, Links” denken sich wohl viele SEOs, wenn man sich so das Ergebnis Deines Tests ansieht. :-D Ich glaube, wenn Google mal irgendwann so richtig aufräumt und nach Qualität geht, dann werden sicherliche ganze Geschäftsmodelle zu Grunde gehen. :-)

    • Michael Jentsch says:

      Wenn man der Studie glauben darf, war das Panda Update ein Versuch, hier mal mit der Axt reinzuschlagen. Allerdings glaube ich, dass es hier in Deutschland noch nicht viel gebracht hat. Aber eigentlich ist es doch egal was Google auch versucht. Am Ende muss irgendeine Webseite auf Platz 1 stehen und egal was Google auch versucht, ein findiger SEO wird immer einen Weg finden, sich den Thron zu erschleichen.

  2. jan says:

    wo ich mir immer die Frage stelle, warum legen so viele SEO Wert auf den Sichtbarkeitsindex und den Alexa Rank? Wenn man eine Nischenseite hat zb dann sind natürlicher weise keine dieser Daten wirklich gut, ist deswegen die Webseite an sich schlecht?

    • Michael Jentsch says:

      Wenn man eine Nische gefunden hat, ist es in vielen Fällen so, dass die Werte wie Sichtbarkeitsindex, Alexa Rank, PageRank, etc. immer sehr ungenau ist. Während meiner Lehre zum Radio und Fernsehtechniker haben wir immer gesagt: “wer HF mißt,mißt Mist”. Genau so ist es mit den Messwerten bei Nischen Webseiten. Auch hier sind die Messwerte oft nicht brauchbar. Daher gebe ich Dir absolut recht.

  3. jan says:

    Und genau aber da setzen zu viele SEO an, wie vor Jahren mit dem PR, das Maß aller Dinge, alle wollten nur den kleinen grünen Balken sehen.
    und das gleiche geht jetzt los mit den Sichtbarkeitsindex, sagt nach meiner Meinung gar nichts aus, es sei denn man verfolgt nur Money Keys.

    • Michael Jentsch says:

      Das ist doch ganz normal. SEOs sind Menschen und Menschen brauchen möglichst einfache Mittel, um sich zu orientieren. Das war schon immer so. Denek z.B. mal an die “Liste der reichsten Deutschen“. Was sagt es aus, dass Karl Albrecht hier auf Platz 1 steht? Eigentlich doch nichts, außer das für seinen Kontoauszug mehr Tinte verbraucht wird als für meinen. Ob er Rückenschmerzen hat oder ob er glücklich ist hat damit doch nichts zu tun. Allerdings hätte ich auch nichts dagegen, wenn die Sparkasse ein wenig mehr Tinte für meine Kontoauszüge spenden würde. Aber ich bin halt auch ein Mensch, der versucht, sich zu orientieren. :-)

      Kurze Ergänzung noch zu dem Thema. Folgenden Link habe ich gerade in meinem Google Reader gefunden: http://seobacklinktools.de/2012/11/29/methoden-um-webseiten-zu-bewerten/. Wie der URL schon erkennen läßt, geht es hier um die Bewertung von Webseiten. Zur Orientierung werden hier Sichtbarkeit, Domain Authority, Page Authority, Backlinks, organische Keywords, Sitefactor – Ranking Index, SEOlytics – SVR und WISE SEO Suite – OSR angeführt. Bei so vielen Kennziffern und Analysen zur Bewertung der Webseite verliere ich auf jeden Fall langsam aber sicher die Orientierung wieder :-)

  4. jan says:

    ich mache es anderes, ich schaue max mal den Domainpop und dann prüfe ich 1 bis 2 Ergebnisse der Webseite. Ich könnte mir gut vorstellen das Google irgendwann mal genau die Webseiten abstraft die alle die oben genannten Dinge gut erfüllt, denn sie verstoßen dann bestimmt gegen die Richtlinien.Ausnahme uralte Webseiten die natürliche Linkwachstum haben

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